Westmünsterlandbahn GmbH
Aktuelles und politische Themensetzung
Hier erfahren Sie, mit welchen Projekten sich die Westmünsterlandbahn GmbH (WMB GmbH) aktuell befasst
1. Sicherung der Bahntrasse zwischen Bocholt und Rhede
Nach den Ratsentscheidungen der Gemeinden Bocholt und Rhede, auf der stillgelegten Bahntrasse einen Radschnellweg (RS2) zu bauen, stellten beide Kommunen beim zuständigen Eisenbahnbundesamt (EBA) einen Antrag auf Freistellung der Trasse von Bahnbetriebszwecken mit der Zielsetzung, dem betroffenen Streckenabschnitt den Status „Bahntrasse“ zu entziehen („Entwidmung“). Nach einer Freistellung bzw. Entwidmung wäre der Bau des geplanten Radschnellwegs RS2 baurechtlich möglich.
Aus Sicht der Westmünsterlandbahn GmbH ist es jedoch dringend geboten, die Bahntrasse hinsichtlich der Anforderung an die „Mobilität von Morgen“ und einer dringend notwendigen Verlagerung von LKW- und PKW-Verkehr auf die Schiene auf jeden Fall zu erhalten. Der Erhalt ist die grundlegende Voraussetzung für die Einleitung einer Verkehrswende, die nur mit der Reaktivierung der Bahnverbindung möglich ist. Die Westmünsterlandbahn GmbH hat daher direkt auf die Antragstellung beider Kommunen beim EBA reagiert. Am 26.01.2022 erfolgte fristgerecht und per Einschreiben eine Eingabe an das EBA mit der Beantragung, die von Bocholt und Rhede gewünschte Freistellung abzulehnen. Die WMB führte dazu in ihrer Begründung aus, dass eine Freistellung den gesetzten Geschäftszielen im Sinne einer Wiederaufnahme des schienengebundenen Personenverkehrs in Richtung Kreisstadt Borken, Coesfeld und weiter bis in das Oberzentrum Münster, klar zu wider läuft. Es wurde im Zuge der Eingabe detailliert dargelegt, dass die Nutzung des Trassenbandes für einen RS2 hinsichtlich der drängenden Herausforderung an die „Mobilität von Morgen“ fahrlässig und falsch ist.
Die WMB hat mit Nachdruck auf die gesetzten Geschäftsziele verwiesen, mittel- und langfristig mit einer Verlängerung der RE19-Bahnlinie über Bocholt hinaus zunächst bis Rhede, später bis Borken und Coesfeld, die Region des westlichen Münsterlandes mithilfe des Schienenverkehrs enger zu vernetzen. Ziel ist es, langfristig möglichst allen Bevölkerungsgruppen, speziell aber der hohen Zahl von Ein- und Auspendlern, in der gesamten Region eine attraktive und schienengebundene Alternative zu bieten.
Mit dem WMB-Geschäftsziel einer Forcierung des Bahnverkehrs über Bocholt in Richtung Oberzentrum Münster würde das Mittelzentrum Bocholt wie in der Vergangenheit schon einmal erneut zu einem Bahnknoten mit Schienenverbindungen in alle Richtungen.
Im Zuge der Eingabe an das EBA ist vor einer endgültigen Entscheidung mit einer Anhörung der Antragsteller zu rechnen. Vor einer rechtskräftigen Entscheidung des EBA wird entsprechend den Vorgaben des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG) ein sog. „Interessenbekundungsverfahren“ (§11 Abs. 1a AEG) mit allen Beteiligten durchgeführt. Eine Antwort bzw. Terminvergabe seitens des EBA an die WMB steht aktuell noch aus.
2. Unterstützung im politischen Raum
Im Februar 2022 eröffneten Bahnvorstand Profalla und Ministerpräsident Wüst unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit die elektrifizierte Strecke Bocholt – Wesel. Seither ist es möglich, mit dem Zug direkt und ohne Umstieg von Bocholt in die Landeshauptstadt Düsseldorf zu reisen. Beide Vertreter lobten das Verkehrsmittel „Bahn“ als wichtigsten Baustein zum Klimawandel und Grundstein für eine dringend notwendige Verkehrswende. Speziell Ministerpräsident Wüst verwies auf die im Landeshaushalt vom Land NRW bereit gestellten Milliardenbeträge für den Ausbau des Schienen-Personen-Nahverkehrs und forderte gegenüber der Öffentlichkeit in aller Deutlichkeit, dass NRW wieder „Bahnland“ werden müsse.
Die WMB nahm dieses Bekenntnis zum Ausbau des Schienenverkehrs daher zum Anlass, entsprechende Schreiben an das NRW-Verkehrsministerium, das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, das Bundes-Verkehrsministerium sowie das Bundes-Wirtschaftsministerium auf den Weg zu bringen. Ziel ist es, auf Bundes- wie auf Landesebene einerseits die Situation besonders aufkommensstarker Räume in der Region zu verdeutlichen und andererseits darauf zu verweisen, dass nur ein vernetztes Bahnangebot auch in der Fläche die dringend notwendige Verlagerung des LKW- und PKW-Verkehrs auf die Schiene sicherstellt. Die WMB skizziert im Rahmen dieser Schreiben die Folgen einer Freistellung der Bahntrasse und stellt besonders die grundlegende Bedeutung des Schienenverkehrs für den ländlichen Raum in den Vordergrund. Mit dem Bau eines RS2 werden die Chancen einer besseren SPNV-Erschließung des Westmünsterlandes leichtfertig verspielt.
Neben den Ministerien wurde auch das Regierungspräsidium Münster über die Neugründung der WMB GmbH und die aktuelle Problematik des drohenden Verlustes wichtiger Verkehrs-Infrastruktur zwischen Bocholt und Rhede informiert. Insbesondere verwies die WMB auf den gültigen „Regionalplan Münsterland“, der in der Fachabteilung „Schienenverkehr“ die Reaktivierung des Streckenabschnitts Bocholt – Borken für den Personenverkehr mit diversen Haltepunkten weiterhin als Zielsetzung klar definiert.
Wörtlich führt der Regionalplan Münsterland dazu aus: „Die Trassen der übrigen regionalen Schienenwege – ob derzeit genutzt oder nicht – sind zu erhalten, um gegebenenfalls bei zukünftig veränderten Mobilitätsbedürfnissen wieder stärker genutzt bzw. reaktiviert werden zu können“. … „In der „Integrierten Gesamtverkehrsplanung“ des Landes NRW ist zudem noch die Strecke Bocholt – Rhede für eine Reaktivierung vorgesehen. Eine Potenzialstudie hat die Schienenwürdigkeit des Streckenabschnitts Bocholt – Coesfeld, insbesondere des Streckenabschnitts Bocholt – Borken, festgestellt und aus verkehrlicher Sicht den Abschnitt Bocholt – Borken zur Reaktivierung empfohlen. Sie wird deshalb ebenfalls als „Schienenweg für den überregionalen und regionalen Verkehr“ dargestellt. Um auch in Zukunft über Optionen für eine nachhaltige Mobilität verfügen zu können, sollten alle noch erhaltenen Schienenwege im Münsterland von Nutzungen freigehalten werden, die ihre Reaktivierung für einen schienengebundenen Verkehr unmöglich machen oder erschweren.“ (Regionalplan Münsterland, Kap. VII.3, S. 117)
3. IHK Münster / Bocholt
Auch die zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK) Münster und Bocholt wurde mit entsprechendem Schreiben über die Gründung der Westmünsterlandbahn als Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen in Kenntnis gesetzt. Thematisch rückt die WMB gegenüber der IHK die Situation der täglichen Berufs- Ein- und Auspendler in den Fokus. Für die regionale Wirtschaft sind hinsichtlich der Standortfrage gut ausgebaute Verkehrswege von existentieller Bedeutung. Ein gut ausgebautes Schienennetz bietet dazu gleich in mehrfacher Hinsicht elementare Vorteile. Die Ansiedlung von Unternehmen und Gewerbe aller Art, die Rekrutierung von Arbeits- und Fachkräften, der Zuzug dieser Arbeitnehmer und ihrer Familien nahe dem Arbeitsort sind immer stärker abhängig von einem flexiblen und massentauglichen ÖPNV-Angebot.
Der Wiederaufbau der Schienenstrecke Bocholt – Coesfeld – Münster bedeutet aber nicht nur eine deutliche Verbesserung von Standortvorteilen der Städte und Gemeinden entlang der Strecke, sondern entscheidet letztendlich auch darüber, die Industrie- und Gewerbebetriebe untereinander stärker zu verbinden. Ein attraktives Bahnangebot im Personen- wie Güterverkehr in alle Richtungen wäre mit einer stark nachhaltigen Aufwertung des gesamten westlichen Münsterlandes verbunden. Auch aus Sicht der IHK muss es bzgl. des Münsterland die politische Zielsetzung aller Gemeinden sein, „den Anschluss nicht zu verlieren“, so das Schwerpunktthema des IHK-Wirtschaftsspiegels 05-06/2021. Sichtbarstes Zeichen dieser Initiative ist der rasch voranschreitende Ausbau des Schienenverkehrs im zentralörtlichen Bereich um Münster im Rahmen des Projekts „S-Bahn Münsterland.“ Doch ein Blick auf die weiteren Planungen lässt sehr schnell offenkundig werden, dass die Region westlich von Coesfeld (Bocholt, Borken, Ramsdorf, Velen, Gescher) nahezu vollständig von diesem Angebot ausgespart bleibt. Die WMB betont daher gegenüber allen politischen Entscheidern, dass ohne die Reaktivierung der Bahntrasse Bocholt – Coesfeld eine ganze Region sprichwörtlich „abgehängt“ wird.